Wenn unser Herrgott einen Narren haben will, lässt er einem alten Mann die Frau sterben, sagt der Volksmund.
Beim Stiegelmayer hat das haargenau gestimmt.
Er und seine Kathrine hatten damals nur geheiratet auf Druck der Eltern, weil die Äcker nahe beisammen gelegen hatten.
Und Sach’ will zu Sach’, sagt der Volksmund.
Anfangs hatte es auch ganz gut geklappt mit ihnen, denn in der Woche zwien, ist nicht zu viel für sie und ihn, soll Luther gesagt haben, sagt der Volksmund.
Doch als die Zwillinge gekommen waren, wurden aus den Wochen Monate.
Und irgendwann hieß es bei ihnen nur noch: Weihnachten ist öfters, wie der Volksmund sagt.
Aber jetzt war er frei, seine Kathrin würdig beerdigt, und da hatte er plötzlich das Gefühl, er habe einiges, vieles, alles versäumt.
Dann traf er Ludmila, und es war um ihn geschehen.
Wenn eine alte Scheune brennt, kann die kein Mensch mehr löschen, sagt der Volksmund.
Und Stiegelmayer brannte lichterloh.
Nichts war ihm zuviel für das junge Blut.
Als seine Kumpel sahen, wie er das Geld zum Fenster hinauswarf, wollten sie ihn warnen.
Er aber wehrte ab und meinte, das zahlen alles die Kinder, das erben sie einmal nicht.
Eine Schneck schleppt ein Haus weg, sagt der Volksmund, und eine Freundin frisst Häuser.
Vorerst fraß sie Äcker, die er zu verkaufen begann, als das Geld auf der Bank alle war.
Als die Zwillinge dahinter kamen, war es fast schon zu spät, denn er plante ernsthaft, sein Anwesen abzustoßen, um für Ludmila eine Eigentumswohnung in der Stadt zu erwerben.
Kuhdumm ist hübsch, aber saudumm hat Gott verboten, sagt der Volksmund.
Und dieser Handel wäre wirklich saudumm gewesen, denn wie einer der Kumpane heraus brachte, war Ludmila in Polen verheiratet, was sie Stiegelmayer verschwiegen hatte.
Außerdem hatten die Freunde herausgefunden, dass er nicht der Erste gewesen ist, dem Ludmila gefiel, denn es gab vor ihm schon andere, die ihr das Lied von der schönen Polin in die Ohren gesungen hatten.
Als Stiegelmayer sie fragte, ob die Vorwürfe stimmten, reagierte sie mehr als gereizt.
Da werden Weiber zu Hydränen, wie der Volksmund sagt, meinte Seppl, sein bester Freund.
Hyänen aber sind Schoßhündchen gegen Ludmila, wenn sie gereizt wird.
Doch wo die Not am größten ist, ist Gottes Hilf am nächsten, heißt es beim Pfarrer.
Und diese Hilfe kam von völlig unerwarteter Seite.
Stiegelmeyer lernte Marja kennen.
Wie heißt es im Volksmund?
Wenn unser Herrgott einen Narren ….
Na ja, Sie wissen schon!