Sie kam ihm nicht aus! Sie hatte sich eine geheime Telefonnummer geben lassen, hatte diese schon drei Mal ändern lassen, vergebens! Spätestens nach zwei Tagen war diese ihm bekannt. Er rief sie dauernd an, bei Tag, in der Nacht, schrieb ihr wirre Briefe, schickte seltsame Geschenke, kurz, sie kam ihm nicht aus.
Die Polizei konnte ihr nicht helfen, solange er sie nicht direkt bedrohte. Die Anzeige, die sie gegen ihn eingereicht hatte, lag seit Ewigkeiten bei der Staatsanwaltschaft. Sie fürchtete, wenn er davon erfahren würde, käme er vorbei und sie hätte keine Chance gegen ihn gehabt.
Es klingelte. Sie war erst starr vor Schreck!
Würde er vor der Tür stehen?
Sie begann zu weinen. Dann lugte sie durch den Spion.
Draußen stand ihr Großvater.
Der alte Herr sah sofort ihre Tränen. Er ließ nicht locker, bis er die ganze Geschichte aus ihr herausgelockt hatte. Dann sagte er nur, den werde er sich schnappen.
Großvater war in die Stadt gekommen, weil er geehrt werden sollte. Für 40 Jahre Schiedsrichtertätigkeit in den unteren Klassen. Stolz zeigte er ihr seine Trillerpfeife, immer noch dieselbe, mit der er einst seine Karriere begonnen und die schon sein Vater benutzt hatte.
Deutsche Wertarbeit aus der Vorkriegszeit!
Da klingelte das Telefon. Sie nahm ab und hörte seine Stimme. Stumm reichte sie den Hörer weiter an ihren Großvater. Der nahm die Pfeife und stieß mit aller Macht hinein. Der Ton war so grell, dass er dem Anrufer das Trommelfell platzen ließ.
Vom Tage an gab es keine direkten Belästigungen mehr, keine Anrufe, keine Briefe, keinen Geschenke.
Indirekt aber ging der Terror weiter. Der Kerl hatte sie angezeigt und der Staatsanwalt erhob daraufhin Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung.