Seit es eine Ortsumgehung gab, war es in der schön gepflasterten Langen Gasse – und die war wirklich lang, hatte über 300 Hausnummern – war es dort einigermaßen ruhig geworden, sehr zur Freude der Geschäftsleute und der Anwohner.
Da spuckte der Teufel in die Suppe.
Im letzten Haus an der oberen Gasse nistete sich über Nacht eine Byker-Gang ein.
Da spuckte der Teufel ein zweites Mal in die Suppe
Nur einen Tag später zog eine den Erstangekommenen verfeindete Gruppe am anderen Ende der Gasse in ein ehemaliges Wirtshaus.
Während der ersten Tage dröhnten einmal die einen, ein anderes Mal die anderen mit ihren schweren Motorrädern durch die Gasse und erschreckten die Passanten.
Die Polizei versuchte, die Situation zu beherrschen, vergeblich.
Da kam es, wie es kommen musste.
Die Rocker bewegten sich zur gleichen Zeit aufeinander zu, und gingen sofort aufeinander los, in den Händen Baseballschläger, Stahlruten und sonstige Mordwaffen.
Die in der zweiten oder dritten Reihe Kämpfenden rissen Pflastersteine heraus und warfen diese auf die Gegner.
Schaufenster gingen zu Bruch, Passanten wurden verletzt, die weiterhin machtlosen Polizisten gehetzt.
Auf dem Gitterbalkon über seiner alten Apotheke stand der frühere Besitzer und starrte fassungslos auf die Schlacht.
Als die Scheiben in seinem Haus klirrten, drehte er sich um, ging zur Kommode, öffnete dort ein Geheimfach und holte eine altre Handgranate heraus, die er nach Kriegsende einem amerikanischen Besatzungssoldat aus dem Jeep geklaut hatte.
Er trat wieder auf den Balkon hinaus. Unten tobte der Kampf unverändert weiter.
Er zog den Splint und warf die Granate zwischen den Gitterstäben hindurch mitten unter die Kämpfer. Sie traf einen der Randalierer am Kopf, der mit ihr auf den Boden fiel.
Die Umstehenden, die glaubten, ein Stein habe ihn getroffen, machten Platz, um nicht auf ihn zu treten.
Sekunden später explodierte das Geschoß.
Die Splitter rissen Kämpfer beider Seiten zu Boden. Nur mit Mühe konnten die Sanitätsfahrzeuge versuchen, sich durch das Chaos zu den Verwundeten und Toten durchschlagen, aber in ihrer Wut begannen die noch Kampffähigen auf die Helferfahrzeuge einzuprügeln, so dass die sich wieder zurückzogen.
So mussten weitere der Kerle elend sterben, weil sie nicht versorgt werden konnten.
Es wurde nie geklärt, aus welchem Kampfverband statt eines Pflastersteines eine Handgranate geworfen worden war.
Rache schworen beide.
Jetzt spuckte der Teufel auch den Bykern zwei Mal in die Suppe.
Niemand klärte je, wieso, und niemand wusste, durch wen die beiden Rockerlokale plötzlich lichterloh brannten, wobei auch die Motorräder in den Flammen zu Schrott wurden, weil die Feuerwehr wegen des Tumultes nicht rechtzeitig vor Ort sein konnte.
Die Brandstifter wurden nie ermittelt.
Einen Tag nach der Schlacht zog in der langen Gasse wieder Ruhe ein.
Und so ist es bis heute geblieben.