Wenn du in Tegernsee auf dem Lieberhof sitzt, hinten auf der Terrasse, und zum See runter schaust, so auf Wiessee zu, und das Boot siehst, was die Leute zum Bräustüberl rüberfährt, da fällt dir immer die Geschichte ein von dem Preußenmadl, was heuer bei meiner Mutter in Pension gewesen war. Es war schon älter, das Madl, und in Wiessee zur Kur und die anderen dort sind noch älter, fast alles Weiber und fast nie keine Männer in den Häusern. Das hat´s Madl nimmer ausgehalten. Und weil´s nach Rottach sich nicht traut hat, ist´s übern See nach Tegernsee gefahren. Dort hat´s allen Mut zusammen genommen und ist nicht in ein Café zu den Damen, in´s Bräustüberl ist´s, wo die Mannsbilder hocken, einer fescher als wie der andere. „Bringt´s mir was“, hat´s zu der Resi gesagt und die Resi hat gesagt: „Mei, Sie müssen schon selber wissen, was Sie mögen.“
Einer am Tisch hat gesagt: “Resi, bring´ dem Madl eine Halbe und ein Enzian und einen Leberkäs und einen Miesbacher mit einem Radi hintendrauf.
„Mögen´s das?“ hat die Resi gefragt, und das Madl hat genickt. Und dann hat´s getrunken und gegessen und sich geschüttelt, aber tapfer war´s und hat alles runtergeschluckt. Und auf einmal tat´s ihr schmecken. Sogar eine Maß hat sie sich bestellt und die Mannsbilder haben nur noch gestaunt.
Später haben sie das Madl in´s Boot setzen müssen. Aber abbusselt hat´s alle noch vorher und auf dem Boot ist´s zu den Mannsbildern hin und hat´s abbusselt und die Weiber haben´s gar nicht mögen von einer wo besoffen ist. Aber eine Gaudi war´s doch. Und im Haus hat´s erzählt, so viel Busserl hat´s nicht einmal in der Tanzstunde bekommen, und das war schon lange her.
Am andern Morgen hat sich´s Madl furchtbar geschämt und die alten Weiber im Haus haben bloß `Ígitt´ gemacht vor Neid. Kaum mehr aus dem Zimmer traut hat sich das Madl.
Am Abend ist ein Anruf gekommen von den Eltern. Eine Nachbarin von daheim hat´s Madl gesehen im Bräustüberl und gleich Bescheid gegeben den Alten.
Die Mutter sagt, sie hat nur gesagt:
„Ja, Papa…! Verzeih, Papa…! Natürlich, Papa…! Sofort, Papa…! Ich schäme mich, Papa…!“
Am nächsten Tag hat man´s Madl aus dem See gezogen.
Die Alten haben nicht einmal die Leich abgeholt.