Tagelang hatten sie das Haus beobachtet.
Renner war offensichtlich verreist.
Zwar schauten die Nachbarn täglich nach dem Garten, gossen die Blumen und fütterten die Katze.
Mittwochabend aber gingen die beiden zum Kirchenchor, kamen frühestens um Elf zurück.
Diese Zeit mussten sie nutzen.
Schließlich lag nicht in jedem Haus ein Goldschatz verborgen.
Lauter echt gelaufene Münzen, wie es hieß!
In der Dunkelheit schlichen sie zum Kellereingang auf der Rückseite des Hauses.
Sie brauchten keinen Dietrich, um die Tür zu öffnen, denn diese war zu ihrer Überraschung nicht abgeschlossen.
Im Keller war nichts zu holen, hier lagerten ausschließlich Gartengeräte.
Die Tür zum Inneren hatte nur ein einfaches Schnappschloss und bildete kein Hindernis.
Im Flur sah es seltsam unordentlich aus.
„Verflucht!“, sagten beide wie aus einem Mund.
Schon im ersten Zimmer lagen Blätter verstreut, Bücher waren aus dem Regal gerissen, der Tresor stand offen.
Das Gold war weg.
Irgendjemand war schneller gewesen!
Weiter fluchend fegten sie noch ein paar Bücher vom Schreibtisch.
Draußen hörte man ein Martinshorn.
Die beiden rannten zum Keller und hinaus in den Garten, versteckten sich im Gebüsch.
Das Polizeiauto fuhr vorbei.
Vorsichtig schlichen sie vom Gelände und ersäuften anschließend ihre Enttäuschung in einer Bar.
Als Renner am Wochenende zurückkam, sah er sofort, dass ungebetener Besuch da gewesen war, denn die Bücher und Blätter lagen zum Teil anders, als er sie vor der Reise arrangiert hatte.
Ein Gang durch die Räume zeigte ihm, dass nichts weggekommen war.
Er rief deshalb auch nicht die Polizei, sondern räumte einfach auf und schloss den leeren Tresor ab.
Montags setzte sich Renner in sein Auto, fuhr über die Landesgrenze in die nächst größere Stadt und dort zum kommunalen Leihamt. Anstandslos löste er seine Münzsammlung aus, zu einer Gebühr, die weit unter der lag, die er für einen Tresor bei der Bank hätte zahlen müssen.