Nein, das war nicht zu fassen!
Erst hatte er sich gewehrt, dieses Stadtviertel überhaupt in seinen Tourenplan aufzunehmen, seine Parteifreunde aber hatten darauf bestanden.
Und ausgerechnet dort, wo die Wahlbeteiligung im Allgemeinen unter 20% liegt, ausgerechnet dort jubelten sie ihm regelrecht zu.
Erst zögerlich war er der Menge entgegen gegangen, aber weil, völlig unerwartet, lauter Jubel aufbrandete und sich ihm Hände über Hände entgegenstreckten, suchte er das Bad in der Menge, ergriff raue, harte Pratzen, grell lackierte Finger, schmierige Patschhändchen, tätschelte Kinderköpfchen und rief den Menschen immer nur „Hei! Hei! Hei!“ zu.
Er musste froh sein, dass sie ihm vor Begeisterung nicht die Kleider vom Leib rissen.
Noch während der Jubeltour gab er der Parteiführung Recht.
Hier und heute hatte er neue Freunde gewonnen.
Mit Sicherheit würde sich das in Stimmen niederschlagen!
Zufrieden kehrte er zu seinem Wagen zurück und ließ sich in die Polster fallen.
Aber irgendetwas stimmte nicht.
Der Chauffeur startete den Motor und fuhr los.
„Nein!“
Sein lauter Schrei ließ den Fahrer abrupt bremsen.
„Was ist?“
Er hatte sich aber schon wieder in der Gewalt.
„Nein, es ist nicht zu fassen!“ sagte er mit normaler Stimme, „Diese Begeisterung!“
Dann schwieg er.
Bloß nichts an die Öffentlichkeit kommen lassen.
Das wäre die größte Blamage!
Der absolute Supergau!
Ein Bekannt werden könnte seinen ganzen Wahlkampf zunichte machen.
So viele Hände hatte er geschüttelt!
Und von nichts hatte er etwas bemerkt.
Auf rätselhaft Weise waren Brieftasche, Portemonnaie und Armbanduhr verschwunden.