Dr. Wolfgang Hubach

Der Anderl war unheimlich stolz, als er die Risa im Biergarten vorführen konnte, mittags, wo der Steffi da war und der Schorsch und die anderen, vom Bau und so. Die glotzten bloß, weil sie ihm nicht geglaubt hatten, früher, wenn er davon geredet hat. Und jetzt war sie da, saß zwischen ihnen, scheu, verschreckt, wollte um alles nicht auffallen.

„Risa heißt’s?“ fragte der Steffi.

„Nein, so ruft man’s nur. Der richtige Namen, ein halberter Meter lang ist der. Edelrasse! Verstehst?“

„Wie mein Striezel. Der heißt für richtig auch  >Arko von der Pupplinger Au<.“

Die anderen lachten.

„Und was machst, wenn du weg bist? Montage und so?“

Der Professor fragte das. Er war ein Quartalssäufer und verschwand immer nach hierdraußen, wenn’s ihn überkam. Sie duldeten ihn, weil er sich auskannte mit den Paragraphen und hat manchem geholfen, wenn der sollte entlassen werden, wegen dem Suff oder was.

„Hä, was machst?“

„Einsperren.“

„Einfach so, einsperren?“

„Was willst? Soll sie weglaufen, wo sie sich nicht auskennt?“

„Aber einsperren, einfach so?“

„Das geht. Ich hab’ sie ja abholen müssen wegen der Papiere, und in Frankfurt war sie drei Tage im Hotel auf dem Zimmer. Weil, ich war versackt mit einem Spezi von früher. Nix zu Fressen, aber alles sauber, wie ich wiederkomme. Prost! Auf die Risa!“ – Sie tranken.

„Mag sie auch Bier?“ wollte der Schorsch wissen.

„Weiß nicht. Probier’s!“

Der hielt Risa eine Maß hin, sie schien aber keinen Geschmack zu finden daran.

Der Steffi wollte das Haar prüfen, ließ es durch die Finger gleiten, nickte anerkennend, versuchte, den Körper zu ertasten, vorsichtig, immer Risas Augen im Auge.

„Beißt’s?“

„Nie! Das soll die mal versuchen! Jeden Zacken einzeln tät ich ihr ausbrechen! Ohne Narkose!“

Der Steffi tastete weiter, krümelte die Haut durch die Finger, verweilte, ging zurück, schüttelte den Kopf.

„Zu mager. Musst auffüttern“

„Wird schon. Zeit lassen musst mir.“

Die anderen am Tisch rückten näher, tasteten auch, lachten, streichelten, knufften, trauten sich immer mehr, grapschten da, wo es weh tun musste. Das alles, weil sie wussten, es kann nichts passieren.

„Saugut!“ meinte der Schorsch und versuchte noch schnell einen ganz gemeinen Griff.

Risa saß still, die Augen folgten ihren Peinigern. Alles an ihr war gespannt. Aufspringen, weglaufen, rennen hätte sie wollen, aber wagen tat sie’s nicht. So wenig, wie sie wagte, sich zu wehren.

Der Anderl wurde ungeduldig.

„Lasst’s jetzt die Finger von dem teueren Stück!“

„Was hast denn bezahlt?“

„Alles in allem 12.000 Mark.“

„Wahnsinn! Du bist doch blöd! So viel Geld für so was!“

„Alles in allem, sag ich. Mit Versand und Spesen. Und alles.“

„Dann muss sie aber auch gehorchen!“

„Und wie, sag ich. Die tut alles. Alles, sag ich! Wenn ich sag, spring ins Wasser, springt’s ins Wasser! Wenn ich sag, leck mir die Füße, leckt’s mir die Füße! Wenn ich sag sonst was, macht’s sonst was. Immer! Pass auf!“

Er nahm sein Portemonnaie heraus, stülpte es um, streute Münzen und Scheine auf den Boden. „Such!“ befahl er.

Risa duckte sich, scharrte das Geld zusammen unterm Tisch, unter den Stühlen, im Gras.

Die Männer lachten, klopften ihr auf den Rücken, fanden’s pfundig, dass der Anderl so einen Fang gemacht hatte.

Das Geld war gut angelegt. Echt!

„Wie bist denn da drauf kommen?“ wollte der Professor wissen.

„Durch eine Annonce. Schau her!“

Er kramte seine Brieftasche aus der Jacke, suchte vor und zurück, sagte, dass es Risa gekauft, weil doch hier keine was wissen will von einem wie ihm, mit so einer Wampen und immer Durst und oft keine Arbeit nicht. Dafür, dass er sie hat haben können, ist er sogar mit ihr aufs Amt gegangen. Sonst wär’s nix und sie wär’ wieder abgeschoben, ohne Vertrag und Unterschrift.

„Paragraph ist Paragraph, gell, Professor, so sagst du doch immer. Und jetzt gehört die Risa mir. Mit allen Rechten und Pflichten. Und die Pflichten sind schon fein, sag ich.“

Endlich, er hat die Anzeige gefunden, gibt sie dem Steffi, der dem Professor zum Vorlesen.

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