Dr. Wolfgang Hubach

„Nur an ihrem Geldbeutel könnt ihr sie treffen! Ein paar von ihnen umbringen bringt gar nichts. Hinter jedem Toten stehen welche, die sich freuen, weil sie ihn los sind, weil sie erben oder aus sonst einem Grund. Ihre Grundlage müsst ihr zerstören, dann zerstören sie sich ganz von selbst!“

„Typische Spinnereien von einem Lackschuhanarchisten. Das kann nie etwas werden.“

„Verschafft mir Dynamit und ich beweise es euch! Ich werde einfach ein Schiff im Hafen versenken, das kostet schon viel Geld. Außerdem wird der Kahn die Zufahrt für andere Schiffe empfindlich stören – das kostet noch einmal Geld!“

Warum sollte man die neue Masche nicht einmal ausprobieren? Schließlich gehörte das Jüngelchen selbst zu denen mit dem dicken Portemonnaie. Er sollte seinen Spaß haben.

Der junge Mann war Mitglied im Ruderclub und trainierte jeden Morgen noch vor der Schule in seinem Einer ganz für sich allein im Speicherhafen. Niemand würde je ihn verdächtigen, wenn ein Frachtschiff versenkt würde. Ein Ruderer mit Ambitionen auf internationalen Einsatz tut so etwas nicht!

Für die Chaoten, von denen er glaubt, sie seien seine Freunde, war es ein Leichtes, an Dynamit zu kommen. Sie klebten die Sprengstoffkapseln auf ein Magnetbrett, versahen sie mit einem Zünder und überreichten sie dem Möchtegernterroristen. Der nahm sie zunächst mit zum Ruderclub, versteckte sie dort und verstaute die Tafel am nächsten Morgen in seinem Boot.

Der Tag begann diesig. Im Hafen herrschte noch Ruhe. Er ruderte sein Boot neben ein am Kai liegendes Tankschiff, heftete die Magnetplatte an und entfernte sich mit schnellen Schlägen. In der Mitte des Hafens bediente er die Zündung.

Der Erfolg übertraf alle Vorstellungen!

Der Tanker hatte hochexplosives Material geladen, welches mit einem gewaltigen Donnern gegen den Himmel schoss. Glühende Eisenteile wirbelten durch die Luft, durchschlugen die Dächer der Speicher und entzündeten dort alles, was brennbar war. Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus. Gebäude für Gebäude fing Feuer und brannte lichterloh. Die Feuerwehr konnte nur versuchen, zu verhindern, dass die Flammen nicht auch noch auf die Lager am anderen Ufer übergriffen.

Hier war der ganz große Geldbeutel getroffen worden!

Als der Tank explodierte, traf der Feuerhagel auch das Boot, welches kenterte und versank. Für den Ruderer gab es keine Überlebenschance.

Bei der Beerdigung des so tragisch ums Leben gekommenen Sportkameraden standen seine Freunde vor der Aussegnungshalle und hielten ihm zu Ehren ihre Ruder wie ein Baldachin über den durchfahrenden Sarg.

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