Dr. Wolfgang Hubach

Wenn einer 30 Jahre lang als Aufseher am Flugplatz arbeitet, entgeht ihm nichts mehr. So auch an jenem Samstag im Juni.

Es war Ferienbeginn und die Massen drängten sich in den weiten Hallen vor den zahlreichen Schaltern. Vom Eingang her kam ein Mann. Er hatte trotz der Hitze eine Kapuze übergezogen. Vor sich her schob er einen Rollator. Obwohl er langsam ging wie ein Greis, stimmte etwas nicht. Die Beine waren nicht die eines alten Menschen.

Der Beamte nahm sein Funkgerät und meldete seinen Kollegen in der Abfertigungshalle, dass hier eine auffällige Person käme. Er beschrieb kurz seinen Eindruck und die Beamten vor Ort holten erst einmal Verstärkung, Polizisten in Zivil.

Der auffällig gewordene Mann näherte sich den Menschentrauben vor den Schaltern. Zwei Zivilbeamte hielten ihn an und fragten nach seinem Ausweis. Der Kapuzenmann riss an der Bremse seines Rollators, aber nichts geschah. Da drehte er um und wollte fliehen. Dabei lief er anderen Polizisten in die Hände. Er wehrte sich wie wild und schrie irgendwelche Parolen in einer fremden Sprache durch die große Halle. Nur mit großer Mühe konnte er überwältigt und zur Flughafenwache gebracht werden.

Weil er so kräftig an der Bremse gerissen hatte, waren die Beamten misstrauisch geworden, denn sie vermuteten eine versteckte Bombe in der Laufhilfe. Um einer Katastrophe zuvor zu kommen, ließen sie zunächst die Abfertigungshalle räumen, was zu massiven Störungen im Flugverkehr führte. Dann kamen zwei Spezialisten in Schutzanzügen und einem Elektrokarren, um das verdächtige Gefährt abzuholen.

Im Untersuchungsraum zeigte das Röntgenbild, dass im Gestänge des Rollators ein Zünder eingebaut war. Durch das scharfe Reißen an der Bremse hatte sich aber ein Draht abgelöst, so dass keine Explosion erfolgen konnte. Das ganze Röhrensystem war mit Sprengstoff gefüllt.

Hätte der Sprengsatz funktioniert, hätte es Hunderte Tote und Verletzte gegeben.

© Das copyright liegt bei dem Verfasser.