Obwohl schon über zehn Jahre vergangen waren, war die Angst unterschwellig immer noch da. Würde das Photo bekannt, wäre wohl alles zu Ende, Beruf, Familie Freundeskreis. Bliebe vielleicht noch die Gosse.
Er konnte sich nicht erklären, wie es zu dem kompromittierenden Photo hatte kommen können. Aber es existierte, der Erpresser hatte ihm einen Abzug in sein Büro geschickt. Es war eindeutig er, wie er in Ketten sich von einer Domina knechten ließ. Für einen Staatssekretär war so etwas tödlich!
Der Erpresser hatte ihn an einem Samstagnachmittag in das oberste Stockwerk eines Parkhauses bestellt, weil zu der Zeit kaum noch Betrieb war. Dort wollte er ihm das kompromittierende Bild gegen eine halbe Million in kleinen Scheinen übergeben. Er war rechtzeitig dort gewesen, hatte gewartet, aber niemand war gekommen um den Austausch vor zu nehmen. In der ganzen Zeit war nur einmal ein älterer Herr gekommen, um seinen Wagen abzuholen.
Was der Erpresste von seinem Standplatz nicht sehen konnte, war, dass der Erpresser sich ausgerechnet hinter diesem Wagen versteckt hatte. Der Autofahrer hatte versehentlich den Rückwärtsgang eingelegt und war so gegen die Parkhausmauer geprallt. Was er nicht bemerkte, war, dass er nicht gegen das Gemäuer, sondern gegen einen Menschen gestoßen war. Er kümmerte sich deshalb auch nicht um die kleine Havarie und fuhr einfach davon.
Der Tote wurde erst montags gefunden. In seiner Tasche hatte er ein anzügliches Foto, auf dem aber niemand zu identifizieren war.
Der Erpresste hat weder von dem Unfall erfahren, noch davon, warum die Geldübergabe nicht geklappt hat.
Die Angst, das Foto könne irgendwann doch noch auftauchen, ließ ihn aber nie mehr los.