Dr. Wolfgang Hubach

Sie führten eine harmonische Metzgerehe.

Sie nannte ihn einen dummen Esel, wenn er wieder sein Geld investierte anstatt es auszugeben und einen sturen Ochsen, wenn er nicht so wollte wie sie es wollte.

Er dagegen hatte für sie den ganzen Brehm bereit, wenn es galt, ihr die schönsten Koseworte an den Kopf zu werfen.

Eines Tages verkündete sie ihm, sie brauche einen Pelzmantel, so wie die Müllern, die Mayern, die Schulzen und andere Honoratiorenweiber einen hätten.

Seine Antwort war klar und deutlich:

„Wenn der Liebe Gott gewollt hätte, dass Du ein Fell tragen sollst, hätte er Dich gleich als Kuh auf die Welt kommen lassen!“

Das war deutlich.

Sie aber legte weiter den Daumen mit auf die Wage, ganz gleich ob sie Wurst oder Fleisch abwiegen musste, was immer ein paar Pfennige einbrachte und sich schließlich so summierte, dass sie sich ihren Wunsch erfüllen konnte.

Sie kaufte einen dicken Pelzmantel und stellte sich in der Wurstküche ihrem Mann damit vor.

Der Metzgermeister, der jeden Pfennig zusammen kratzen musste, um das neue Kühlhaus abzahlen zu können, dieser schnappte sie am Kragen und schleppte sie schimpfend in die neue Tiefkühlanlage.

Und während er die Türe schloss, wünschte er ihr Pest und Cholera an den Hals.

Als der Metzgergeselle am nächsten Morgen etwas aus der Kühlkammer holen wollte, fand es seine Chefin in der Ecke hocken, fest in ihren Pelzmantel gekuschelt, stocksteif gefroren und so kalt wie ein Eisblock aus der Arktis.

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