Dr. Wolfgang Hubach

Sie waren eine verschworene Gemeinschaft, die Ehrenamtlichen, die das kommunale Heimatmuseum betreuten. Zwar galt einer in der Gruppe als der offizielle Leiter der Einrichtung, aber der fühlte und handelte als primus inter pares, und das war gut so. Dann wechselte eines Tages die politische Führung im Gemeinderat und die neuen Machthaber wollten diesen für sie unhaltbaren Zustand unverzüglich ändern. Deshalb ernannten sie einen der Ihren zum neuen Leiter des Museums und ersparten sich so, diesem einen einflussreicheren Posten übertragen zu müssen.

Der neue Museumsleiter begann sofort, alles besser machen zu wollen und legte sich so mit den Altgedienten an. Als er am darauf folgenden Tag zu, wie er sagte, „seinem Haus“ kam, war dieses geschlossen. Niemand von den bisherigen Mitarbeitern war da.

Es kam auch in den nächsten Tagen niemand mehr, um Dienst zu tun.

Der Bürgermeister, der noch der alten Koalition angehörte, versuchte zu vermitteln. Der Neue und die Altgedienten stimmten nach einigem Zögern zu. So traf man sich im Museumskeller.

Was niemand draußen wusste und was bisher verborgen blieb, war, dass der nunmehr Verantwortliche keinen Alkohol vertrug. Zugeben konnte er das nicht, schließlich war er ein Mann! Die Herren vom Freundeskreis aber hatten sich privat einen gepflegten Museumsweinkeller angelegt, in dem sie manche frohe Stunde verbrachten. Und ein guter Wein sollte auch das Versöhnungsgespräch beflügeln.

Es war indem.

Keiner der Teilnehmer konnte am nächsten Morgen genau sagen, wie der Abend endete und wie er nach Hause gekommen war, aber das Ergebnis war für die Ehrenamtlichen annehmbar, für den Hauptamtlichen jedoch katastrophal!

Am nächsten Morgen wurde nämlich der Nichttrinker in der Museumsscheune erhängt vorgefunden. Wie er das geschafft hatte, blieb ein Geheimnis, denn er hing von der Obertenne herunter am Seil des Flaschenzugs, an dem ursprünglich zur Demonstration ein Futtersack gehangen hatte. Um in seinem Zustand, der durchaus dem der übrigen Teilnehmer entsprach, das Seil zu erreichen, den Sack zu entfernen, sich dann zu erhängen, dazu hätte er eigentlich ein geübter Turner sein müssen Das aber konnte von ihm niemand behaupten!

Die Polizei war und ist bis heute sprach- und machtlos.

Der Bürgermeister und die Museumsfreunde aber trauerten dem Verstorbenen nicht nach. Im Gegenteil, sie waren froh, dass der Herr Museumsleiter die Angelegenheit auf so elegante Art selbst gelöst hatte.

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